Aufstieg

Der Stammbaum einer besonders glücklichen Schellsitzer Familie würde in Leben umgesetzt ungefähr so lauten:

Aufstieg der Familie Schöber.

Es war dem Schellsitzer Bauernjungen Tobias Schöber nicht an der Wiege gesungen, daß er als Kaiserlicher Generalleutnant und Baron von Schobersdorf sein Leben beschließen sollte. Sein Großvater, der Grochlitzer Fischer Hans Schöber (geb. 1581 in Schellsitz, + 1672) hatte seinem Sohne Andreas, der im Alter von 26 Jahren die 19jährige Tochter Anna des Bauern Adam Schlag aus Eulau heiratete, ein kleines Schellsitzer Bauerngütchen hinterlassen. Sie mußten beide hart zugreifen, um sich durchs Leben zu schlagen. Eines Morgens, im Frühjahr 1676, fand man Andreas tot in einem “Möhrenstücke”.
Er hatte sein Leben auf 53 Jahre gebracht und hinterließ seiner 46jährigen Frau (1630 – 1702) 10 unmündige Kinder. Eigentlich waren es 14 gewesen, 4 waren schon vor dem Vater gestorben.
Der älteste Sohn Andreas, damals erst 16 Jahre alt, hatte nun saure Arbeit auf Feld und Wiese und mußte mithelfen, die jüngeren Geschwister zu erziehen. Darum blieb er auch sein ganzes Leben lang einsam (1650 – 1732).
Johannes, der zweite Sohn, wurde in Naumburg Handlungsdiener und dann durch die Ehe mit Ursula Händel, Tochter des Kaufmanns Samuel Heinrich Händel, Besitzer von dessen Geschäft. Seine Tüchtigkeit trug ihm die Achtung der übrigen Kramer ein, die ihn von 1694 ab sogar mehrere Jahre hintereinander das Ehrenamt eines Oberkramermeisters übertrugen.
Marie (geb. 1653) heiratete den Witwer Thomas Rode in Leißling, Susanne (geb. 1656) den Landwirt Andreas Hirschfeld in Schellsitz und Dorothea (geb. 1660) lernte bei ihrer Leißlinger Schwester den Landwirt Adam Rippich kennen und ehelichte ihn. Anna (geb. 1664) nahm Philipp Scheidig in Schellsitz zum Manne. David (1665 – 1735) war das Glück hold und gelangte als “vornehmer Kauf- und Handelsherr” in Nürnberg zu Ehren. Auch im Reichtum erinnerte er sich gern des armen Lebens in der Heimat und ließ in der Schellsitzer Kirche Kanzel und Altar neu erbauen. Adam (1667 – 1746) heiratete Eva Schlegel in Schellsitz und Eva ( geb. 1669) David Konrad Günther in Großjena.
Der jüngste Sohn, Tobias (geb. 1671), lernte wie zwei seiner Brüder 7 Jahre lang als Handlungslehrling, ging dann zu seinem Bruder nach Nürnberg als Handlungsdiener, verlobte sich mit der Tochter eines Kaufherren, wurde aber bald mit seinem Schwiegervater uneins. Da setzte er sich aufs Pferd, das als Verkehrsmittel, wie heute etwa ein Fahrrad, viele Kaufmannsgehilfen in besseren Stellen ihr eigen nannten, und ritt zu den kaiserlichen Soldaten. Sein tapferer Sinn brachte ihn auf der militärische Stufenleiter Schritt für Schritt aufwärts. Kaiser Joseph hatte den tapferen Offizier besonders gern, zog ihn oft an seine Tafel und gab ihm zuletzt den Rang eines Generalleutnats und ein Adelsdiplom unter dem Namen Baron von Schobersdorf.
Wenn es auch in Schellsitz nicht mehr Glieder der Familie Schöber gibt, so lebt doch die Erinnerung an die glücklichen Vorfahren in den noch blühenden Zweigen der Familie fort.