Soziale Lage der Bauern

Bei den geringen Einnahmen war es dem Landmann äußerst schwer, in den Besitz von barem Gelde zu kommen. Das Vielerlei der Münzsorten machte ihn mißtrauisch, und nicht selten ging er, bevor er in Naumburg einkaufte oder tauschte, zu seiner Bankberatungsstelle, zum Pfarrer, und ließ sich den Wert der unbekannten Scheidemünzen erklären. Pastor Bauer hatte sich zu diesem Zwecke eine Münzverrechnungstabelle verfertigt, die über alle gangbaren deutschen Münzen Auskunft gab.

Der geringe Lohn gestattete dem Bauer keine Ausschweifungen, noch viel weniger die angeblichen Lebensgenüsse, wie sie beispielsweise unsre Zeit in Kino, Zigarette, Vereinsleben usw. hat und auf die jeder Anspruch zu haben glaubt.
Das Tabaksrauchen war um 1750 nur vereinzelt anzutreffen und wurde als “Tabaksaufen” bestaunt.
Das Laster des übermäßigen Alkoholgenusses war in Großjena weniger als anderswo zu verspüren, trotzdem viele Bauern einen Weinberg oder Weinfleck besaßen und einige Faß Wein im Keller hatten. Der bei der geringen Pflege oft saure Wein war manchmal dem Essig nicht unähnlich. Darum schätzte der Bauer lieber selbstgebrautes Bier, das seine Frau als Haustrunk, wie heute noch Brote und Kuchen, zu bereiten verstand. Allerdings durfte kein Tropfen davon zum Verkauf gebracht werden. Nur dem Naumburger Bürgermeister Sixtus Braun, der um 1600 das Rittergut erwarb, war durch kurf. Lehnbrief vom 29. Februar 1602 die Errichtung eines “Brauhofes über dem Edelhofe” gestattet. Zur gleichen Zeit wird auch “die Erbschänke auf dem Keller vor dem Dorfe” erwähnt. Der “Keller” als ältestes Gasthaus seit mindestens 350 Jahren sah die Bauern bei ihren Festen, unter denen das seit 1719 eingeführte Erntefest das beliebteste war. Es mutet uns heute seltsam an, daß dort nach dem Tode des Pastors Gröbner (1811) dessen Witwe geb. Schatte aus Langendorf einige Jahre als Wirtin waltete. (Andere Pächter: Hans Arndt 1638 erwähnt, Michael Tänzer 1618 – 1686, Witwe Öhler 1675 erwähnt, vielleicht auch Hans Kellerbach 1620 erwähnt.)