Tuchmacher

Die Tuchfabrik Friedrich Traugott Meißner

…Die Firma Friedrich Traugott Meißner wurde im Jahre 1800 von dem Tuchmachermeister gleichen Namens begründet. Aus kleinen Anfängen erhob sich auch dieses Geschäft zu nicht unbedeutender Ausdehnung, namentlich nachdem es von den beiden Brüdern Adolph und Heinrich übernommen worden war. Dieselben kauften Ende der 40er Jahre den Gasthof zum goldenen Stern (…) und bauten die Wirthschaftsgebäude in Fabrikräume um… (1)

 

Der Gasthof zum Stern befand sich einstmals auf der Meißner Straße, lag aber seit dem 30jährigem Kriege wüßte. Im Jahre 1685 wurde in Folge Ansuchens seines Besitzers, des Bürgermeisters Joh. Nierdt, die Gasthofsgerechtigkeit auf das demselben gehörige Vorwerk in der Naundorfer Vorstadt provisorisch, 1749 für immer verlegt. Im Jahre 1849 wurde der Stern von den Herren Gebrüder Meißner (Heinrich, Stadtrath 1869 – 1880, + 1886, und Adolph) in eine Tuchfabrik umgewandelt. (1)

… Zu erwähnen sind noch die Brüder Adolf und Heinrich Meißner, die ihre Handstühle erst Meißner Straße 13, dann Schloßstraße 4 im Gange hatten, ihren Betrieb aber schon 1848 nach dem von ihnen gekauften Gasthof zum Stern verlegten und ihn hier nach und nach mechanisierten… (4)

Buchwald berichtet weiter, daß die Firma Friedrich Traugott Meißner neben der Sächsischen Tuchfabrik (vorm. Fedor Zschille & Co.), Johann Friedrich Caspari, Gebr. Zschille, Schilling & Philipp, August Zschille & Müller und Reinhard Buschwald die Weltausstellung 1873 zu Wien beschickte und, wie auch die anderen, mit Fortschritts- und Verdienstmedaillen ausgezeichnet wurde. Sie war auf die Herstellung farbiger Tuche, Buckskins [ein Anzug- und Kostümstoff] und Paletots [ein Mantelstoff] spezialisiert (4).

Im Jahre 1880 werden als Hausbesitzer der damaligen Radeburgerstraße 598 (heute Radeburger Straße 12) Adolph Meißner, Tuchfabrikant und Heinrich Meißner, Tuchfabrikant genannt (2). Dies ist auch die Firmenadresse, als Inhaber werden Carl Friedrich Adolf Meißner und Heinrich Ewald Meißner angegeben (2).

…Um Mitte der 80er Jahre löste sich die Firma auf, und die Fabrik ging zunächst an Herrn G. Richter, neuerdings mit Beibehaltung dieser Firmenbezeichnung an die Herren F. J. Krasselt und S. U. Rosenblatt über… (1)

1884 wohnt Karl Friedrich Adolph Meißner, Rentier, in der äuß. Berlinerstr. 526 G und Heinrich Ewald Meißner, Rentier, in der äuß. Berlinerstr. 513 B (3). Die Tuchfabrik in der Radeburgestraße 598 heißt jetzt G. Richter & Otto, als Inhaber sind Gottfried Friedr. Richter und Max Robert Otto angegeben (3).

Über die weitere Geschichte der Tuchfabrik Meißner berichtet auch Buchwald:

…Spätere Besitzer dieser Fabrik waren die Tuchfabrikanten Richter & Otto, dann A. Rosenblatt und zuletzt die Kettendruckerei AG… (4)

Heute befindet sich in diesem Gebäude das Elektro Zentrum Großenhain.

 

Stadtplan einst und jetzt

 

(2)

aktueller Stadtplan bei Google

 

Quellen:

1 Chronik der Stadt Großenhain vom Jahre 1088 bis auf die Gegenwart, Dr. Gustav W. Schuberth, Druck und Verlag von Herrmann Starke & C. Plasnick 1887-1892

2 Adreß- und Geschäftshandbuch der Stadt Großenhain 1880, Verlag von Arthur Hentze, Großenhain

3 Adreß- und Geschäftshandbuch der Stadt Großenhain 1884, Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick & Starke)

4 Die Großenhainer Tuchindustrie 1805 – 1930, Emil Buchwald, Jubiläumsnummer vom Großenheiner Tageblatt

5 Die industrielle Revolution in Sachsen 1800-1861, Rudolf Forberger, Ursula Forberger, Akademie der Wissenschaften der DDR. Institut für Wirtschaftsgeschichte, Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Veröffentlicht von Akademie-Verlag, 1982, ISBN 3515083618, 9783515083614, Seite 453